Es wird Herbst – nicht nur am Mönkeberger See
Der September-Spaziergang durch die Weidelandschaft des Naturschutzgebietes Mönkeberger See bei sommerlichen Temperaturen und mit tollen Beobachtungen hat uns wieder viel Spaß gemacht. Eine Ackerhummel labte sich am Teufelsabbiss, Kleine Feuerfalter segelten vorbei, die Blume des Jahres, die Kleine Braunelle, war noch mit wenigen Blütenblättern zu sehen, zahlreiche Heuschrecken waren zu hören und zu sehen und am Ende guckten die Rinder sich noch die seltsamen zweibeinigen Besucher*innen an.
Doch jetzt im Oktober kann man den Herbst riechen. Die Feuchtigkeit weicht die absterbenden Pflanzenteile ein und eine Heerschar von Bakterien und Pilzen werden hellwach: Für sie beginnt jetzt eine arbeitsreiche Zeit. Und dabei riecht es nach Herbst. Insekten selbst können bei Nässe Opfer von Mikroorganismen werden und verbringen den Winter daher entweder in einem Kokon oder als Larve, meist gut geschützt.
So macht es auch der Glattschienige Pinselkäfer, Trichius gallicus. Dieser Käfer aus der Familie der Blatthornkäfer ist eine wärmeliebende Art und der Nachweis im Naturschutzgebiet Mönkeberger See hat vielleicht auch etwas mit der Erwärmung unseres Klimas zu tun. Er ist nicht häufig zu finden und in der Roten Liste der bedrohten Tierarten gelistet. Seinen Namen hat er von den vielen Haaren am Körper, die ihn wie eine wehrhafte Hummel aussehen lassen. Er hofft, somit nicht Opfer eines Fressfeindes zu werden. Mimikry nennt man diese Täuschung in der Biologie. Der Käfer frisst Pollen, vor allem von Doldenblütlern, wie man sie auf Wiesen und an Wegrändern noch recht oft findet. Der Käfer lebt aber nur einige Monate und stirbt, nachdem er Eier gelegt hat. Das Problem ist eher, für seine Larven geeignete Lebensräume zu finden. Die Larven leben nämlich in Mulm, das ist abgestorbenes Holz. Das aus Sicht des Artenschutzes wertvollste eines Waldes! Mulm ist die Lebensgrundlage ganz vieler bedrohter Insektenlarven.
Doch wie die Bakterien und Pilze machen sich im Herbst eine Heerschar von Gärtnern und leider auch Forstwirten daran, auch jeden noch so kleinen toten Ast zu entfernen und womöglich in Plastiktüten verstaut an den Straßenrand zu stellen, damit dieser „Müll“ entsorgt wird. Manche Menschen entsorgen ihre Äste gleich direkt in der Natur und ersticken die Frühlingsblumen und schleppen fremde Pflanzen ein. Das Entsorgen von abgestorbenem Holz beraubt den Garten um seine Vielfalt und die lieben Vögelchen, die wir im Winter den Kindern und Enkelkindern zeigen möchten, brauchen eben nicht nur Vogelfutter aus dem Vogelhäuschen, sondern auch ganz viele Larven von Insekten.
Bei genauem Nachdenken ist es also nicht sinnvoll, totes Holz dem Garten zu entnehmen. Und im Gegensatz zu Bakterien und Pilzen hat der Mensch ein gutes Denkvermögen, oder nicht?
Auch in diesem Winter wollen wir wieder für viel neues Totholz in der Weidelandschaft sorgen. Unser erster offizieller Termin dazu ist der 4.11. Wir werden aber sicher auch schon vorher in der Weidelandschaft aktiv sein und freuen uns immer über nette Gesellschaft und helfende Hände. Wer Lust hat dabei zu sein, kann sich gerne per Mail bei uns melden. Wir sagen dann spontan Bescheid, wann wir wieder aktiv sind.
Das Betreuerteam des NSG Mönkeberger See
Birger Reibisch
Daniel Körbächer
Martina Ikert
Hartmut Kaiser
https://www.nabu-kiel.de/arbeitsgruppen-schutzgebiete/nsg-m%C3%B6nkeberger-see/
NSG Mönkeberger See Naturschutzgebiet